ADHS, auch bekannt als Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, beginnt im Kindes- und Jugendalter und kann bei ca.2 Dritteln der Betroffenen auch im Erwachsenenalter eine Belastung darstellen.
Die 3 Haupt- ADHS-Symptome sind:
- Unaufmerksamkeit (Konzentrationsdefizit; Probleme damit, sich die Zeit einzuteilen)
- Impulsivität (Ungeduld; schnelle Entscheidungen)
- Hyperaktivität (Bewegungsdrang, innere Unruhe)
Therapie bei ADHS
Ob und welche Therapie bei ADHS individuell sinnvoll ist, hängt immer sowohl vom Leidensdruck der Betroffenen als auch von der Schwere der Symptome ab, wobei eine ausführliche Diagnostik wichtig ist.
Ziel ist im Allgemeinen ein besseres Selbstmanagement und eine leichtere Bewältigung der Alltagsprobleme.
Bausteine der Behandlung
1. Information und Beratung (Psychoedukation)
Eine umfassende Kenntnis über ADHS erleichtert den Umgang mit der Diagnose im Alltag und fördert eine verbesserte Selbstwahrnehmung für Betroffene.
Kern-Fragen können dabei sein:
- Wie entsteht ADHS? Was passiert dabei im Gehirn? ADHS kann in den meisten Fällen von einem gestörten Gleichgewicht von Neurotransmittern oder eine genetische Veranlagung bedingt sein- ganz genau ist die Pathogenese jedoch noch nicht geklärt. Umweltfaktoren wie Erziehung, Medien-Konsum können auch von Bedeutung sein.
- Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen bei ADHS zur Verfügung, worin besteht dabei die Zielsetzung? Dabei stehen eine Linderung der Symptomatik und eine verbesserte Alltagsbewältigung im Vordergrund.
- Welche ganz praktischen Möglichkeiten gibt es im Alltag für ein besseres Selbstmanagement? Für Betroffene können sich folgende Strategien als wirksam erweisen: Achtsamkeitsübungen, Impulskontrolle, verbesserte Zeitorganisation, Kontrole von Emotionen. Allerdings zeigt die Praxis, dass diese Skills am besten umgesetzt werden können, wenn auch eine ärztlich betreute medikamentöse Behandlung des ADHS erfolgt.
- Welche besonderen Stärken wurden bislang bei der Selbstwahrnehmung nicht erkannt und können nun herausgearbeitet werden? Kreativität, Begeisterungsfähigkeit und Ehrlichkeit sind nur einige Stärken von Menschen mit ADHS.
2. ADHS-Therapie: Psychotherapie
Eine Psychotherapie ist die Methode der Wahl, wenn die medikamentöse Behandlung nicht wirkt oder man keine Medikamente einnehmen möchte.
Ihr Ziel ist es, etablierte Denk- und Verhaltensmuster behutsam zu verändern, um eine verbesserte Bewältigung der ADHS-Symptome zu ermöglichen. Zum Beispiel können damit Probleme im Berufs- oder Privatleben strategisch angegangen werden. Darüber hinaus werden psychotherapeutische Ansätze auch dann eingesetzt, wenn zusätzliche Begleiterkrankungen wie Depression oder Sucht vorliegen.
Welche Eckpunkte sind für die Psychotherapie bei ADHS von Bedeutung?
- Zielsetzungen umfassen: Das Erlernen und Anwenden von Strategien wie die Planung des Tagesablaufs und die Regulation überfordernder Emotionen. Des Weiteren geht es darum, belastende Denk- und Verhaltensmuster abzubauen, beispielsweise durch die Überwindung von Ängsten und die Stärkung des Selbstwertgefühls. Ein weiteres Ziel ist ein besserer Umgang mit den Problemen, die sich aus ADHS ergeben können, wie Arbeitsplatzschwierigkeiten oder Beziehungsprobleme. Schließlich zielt die Therapie darauf ab, die eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen, wie etwa Kreativität und Ehrlichkeit.
- Durchführung: Die zwei wichtigsten Therapieformen sind die Verhaltenstherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.
Verhaltenstherapie (VT)
In einer Verhaltenstherapie werden verschiedene Techniken erlernt, um besser mit den Verhaltensauffälligkeiten und den mit ADHS verbundenen Problemen im Alltag umzugehen. Der Therapeut unterstützt die Betroffenen dabei, ihre eigenen Ziele zu definieren und zu erreichen, was als Selbstmanagement bezeichnet wird.
Ein Therapeut hilft dem Patienten dabei, seine Ziele in konkrete Schritte zu unterteilen und diese umzusetzen, um sein oft als chaotisch empfundenes Leben mit ADHS zu strukturieren. Eine solche ambulante Therapie findet in der Regel einmal wöchentlich statt.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TFP)
Obwohl die Wirksamkeit psychoanalytischer Behandlungsansätze bei der Behandlung von ADHS bisher nicht ausreichend untersucht ist, kann diese Therapieform zur Behandlung anderer, vor allem emotionaler Probleme, eingesetzt werden. Bei der TFP sucht der Therapeut nach unbewussten Konflikten aus der Kindheit. Es werden die Motive hinter dem Verhalten des Patienten erforscht und zurück zum Patienten reflektiert.
3. Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Behandlung ist bei der Therapie von ADHS laut den aktuell gültigen Therapie- Leitlinien die Methodeder ersten Wahl, weil die meisten Betroffenen sehr gut auf die Medikation ansprechen, beobachtbar an der Linderung der Symptomatik, wenn die Medikamentenwirkstoffe aktiv sind. Studien weisen darauf hin, dass ca. 60- 90 Prozent der Betroffenen positiv auf die Medikation ansprechen, also sog. “Responder” sind.
Bei starkem Leidensdruck kann die Einnahme von Medikamenten hilfreich sein, um die ADHS-Hauptsymptome wie Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit deutlich zu lindern. Oft werden Medikamente zusammen mit anderen Therapieansätzen als Teil einer ganzheitlichen Behandlungsstrategie eingesetzt. Die Kombinationstherapie aus Medikation und Verhaltenstherapie hat sich laut bisherigen Wissensstand als am effektivsten erwiesen.